Rentiere

Es war einfach da. Nur ein paar Meter neben dem Van. Ich weiß nicht mehr wer es war der nachts so dringend pissen musste und dabei das Paket zwischen den Müllsäcken entdeckte. Zuerst war's wie Weihnachten, war ja auch etwa die Jahreszeit. Da verschlupft sich sowas ja gerne mal. Das kann schon mal verloren gehen. So ein Päckchen. Na gut, vermutlich nicht unbedingt genau so eins. Kaum anzunehmen.
Wir haben es dann ziemlich schnell begriffen. Dass es kein Traubenzucker war, meine ich. Was uns da reingeschneit ist. Erstmal natürlich - geil. Wie unterm Arsch vom Goldesel stehen. War vermutlich der erste Gedanke von uns allen. Erstmal. Und was wir damit alles anfangen werden. Ein Geschenk der Götter an die Verlorenen. Soll es ja geben, hört man ja gelegentlich von.

Bis wer damit anfing: das gehört wem. Wie so'n Rentier. Die gehören auch alle wem. Wenn du eins plattfährst musst du zahlen. Isso. Nur isses jetzt eben so das wir eher so'n bisschen das Rentier sind. Das plattgefahrene. Scheiße. Dabei hatte es sich doch erstmal so gut angelassen. Klar, hinterher bist du immer schlauer. Nur: jetzt wird's grad eng. Ich meine wirklich scheiß-eng. Irgendwer wird's zurückwollen und dieser irgendwer wird sich's holen. Und für irgendwen anders wird das nicht schön werden. Gar nicht schön.

Irgendwo im Piemont. Zwei Länder später. "Gestern haben die einen gefunden, drüben in der Stadt. Tot. Alle sagen, der hat für was bezahlt, was irgendwem anders weggekommen ist. Sowas passiert. Ständig. Ob er's nun gehabt hat oder nicht. Weiß man nicht."